Montessori-Pädagogik

Maria Montessori studierte mehr als ein halbes Jahrhundert lang das Kind unter naturwissenschaftlichen und pädagogischen Gesichtspunkten in unterschiedlicher Umgebung und unter Berücksichtigung seiner spezifischen Lebensgeschichte. Auf der Suche nach dem Wesen des Menschen machte sie die Entdeckung, die zum Titel eines ihrer meistgelesenen Bücher wurde: “Kinder sind anders” (1950).

 

Folgende Elemente der Pädagogik von Maria Montessori finden sich in unserem Arbeiten wieder:

 

Sensible Phasen

Sensible Phasen sind Perioden, während denen das Kind mit einer besonderen Empfänglichkeit, d.h. Sensibilität für bestimmte Lernvorgänge ausgestattet ist. Während dieser sensiblen Phasen richtet sich die Aufmerksamkeit des Kindes auf gewisse Bereiche seiner Umgebung. So gibt es etwa bestimmte Perioden für den Erwerb der Sprache, den Ordnungssinn oder die Bewegung.

Polarisation der Aufmerksamkeit

Maria Montessori erkannte bei ihren Beobachtungen, dass kleine Kinder zu einer intensiven Hingabe an einer bestimmten Sache fähig waren. Die Polarisation der Aufmerksamkeit bedeutet die Fähigkeit der tiefen Konzentration während der Beschäftigung mit einem selbst gewählten Gegenstand. Damit sich die Aufmerksamkeit polarisieren bzw. sammeln kann, muss die innere Aktivität des Kindes eine äußere Anregung finden. Diese Erkenntnis veranlasste Montessori dazu, dem Kind eine Umgebung vorzubereiten, in der es sich frei mit ansprechenden Gegenständen beschäftigen durfte.

Vorbereitete Umgebung

Die vorbereitete Umgebung ist die entwicklungspsychologische Antwort auf die sensiblen Phasen des Kindes. Das Kind braucht eine Umgebung, in der es sich frei entwickeln kann. Maria Montessori fordert, dass die Umgebung so beschaffen sein muss, dass sie die Selbstständigkeit des Kindes fördert mit dem Ziel, seine Persönlichkeit durch Eigenaktivität und zunehmende Selbstorganisation zu entwickeln. In dieser vorbereiteten Umgebung kann das Kind seine körperlichen und geistigen Fähigkeiten üben.

Vom Greifen zum Begreifen

Die Materialien der vorbereiteten Umgebung sollen die Kinder zum Handeln, Wiederholen und Üben anregen. Über die Aktivität soll es zur geistigen Weiterentwicklung kommen.

Lehrer als Lernbegleiter

Maria Montessoris Leitmotiv lautet: „Hilf mir es selbst zu tun“. In der traditionellen Pädagogik übernimmt der Erwachsene stets den aktiven Part und das Kind den passiven. In der Montessori-Pädagogik dagegen verhält sich der Erwachsene zurückhaltend, um der Aktivität des Kindes Raum zu geben. Der Lehrer ist weniger Lehrender, sondern vielmehr Beobachter, Helfer und Lernbegleiter der Kinder.

Jahrgangsgemischte Lerngruppen

Maria Montessori forderte das Lernen in altersgemischten Gruppen. Kinder lernen voneinander in einer Weise, die Eltern und Erzieher nicht ersetzen können. Da sie sich im Fühlen, im Denken, in ihrer Sprache und ihrer Vorstellungsweise näher stehen als Erwachsene, können sie Erkenntnisse oft entsprechend einfacher weitergeben. Das jüngere Kind lernt von dem älteren und das ältere kann sein eigenes Wissen überprüfen und festigen. Wenn ein Kind einem anderen Kind etwas vermitteln kann, wird zudem sein Selbstbewusstsein gestärkt.

Die Kooperation der Kinder untereinander schafft Räume für soziale Verhaltensweisen wie Toleranz, Respekt für die Arbeit anderer, Rücksichtnahme, Harmonie und Disziplin.

Freiheit und Bindung

Das Kind ist am Anfang seines Lebens abhängig von Bindungen, die seine Entwicklung ermöglichen. Es ist aber wichtig, dass der Erwachsene die Aktivität des Kindes nicht einschränkt. Das Kind muss die Freiheit haben, aus sich heraus zu handeln, sich in seinem Tun zu üben, um seine Fähigkeiten zu erweitern. Das Prinzip der Freiheit darf aber auf keinen Fall mit einem "Sichüberlassen" und "Allesgewähren" verwechselt werden. "Die Freiheit unserer Kinder hat als Grenze die Gemeinschaft, denn Freiheit bedeutet nicht, dass man tut was man will, sondern Meister seiner selbst zu sein." (Montessori, Grundlagen meiner Pädagogik 1986). Im Erziehungsalltag kann die Erlangung von Freiheit nur hinsichtlich der Einhaltung bestimmter Grenzen stattfinden. Bindung (im Sinne von Schutz und Liebe: „Hilf mir, ich brauche dich“) und Freiheit (im Sinne von Unabhängigkeit: „Ich kann das alleine“) gehören unabdingbar zusammen. Wenn beides im Ausgleich steht, erfolgen Glücksmomente und Wohlbefinden.